Ist es die dritte oder bereits vierte Verschiebung des Öffnungstermins der Rodaubrücke zwischen Hausen und Lämmerspiel? Selbst Betroffene verlieren langsam den Überblick. Ihre Geduld haben sie schon lange verloren. Wurde die erste Verschiebung der Brückenöffnung nach dreivierteljähriger Bauzeit auf Ende März noch mit Unmut aufgenommen, stieg das Unverständnis bei der zweiten Verschiebung auf Ende April weiter.
Jetzt verkündete Hessen Mobil in einer Pressemitteilung vom 20. April: „Fertigstellung der Rodaubrücke verschiebt sich um drei Wochen“. Das würde bedeuten, dass ab 11. Mai der Verkehr wieder fließen würde. Doch wer glaubt noch Hessen Mobil?
Einmal mehr machte sich Laura Schulz, Direktkandidatin der FREIE WÄHLER Hessen für die Landtagswahl am 8. Oktober, ein Bild vom zähen Fortschritt des Bauwerks. Schon bei der letzten Verschiebung sprach sie ihre Zweifel an dem von Hessen Mobil am 20. März angekündigten Öffnungstermin von „Ende April“ aus. Was sie diesmal vor Ort sah, lässt sie wiederum daran zweifeln, dass der jetzt angekündigte und wiederholt verschobene Öffnungstermin eingehalten werden kann.
Es ist eine Schotterschicht zu erkennen, die in der Breite nicht vollständig aufgetragen ist und rund zehn Zentimeter unterhalb der noch nicht geteerten Brückenfahrbahn endet. Allein diese Differenz müsste noch ausgefüllt werden, ehe der Asphalt aufgetragen werden kann. Bei der Tragfähigkeit der zusätzlichen Frostschutz-Schicht müsse nachgearbeitet werden, so die Behauptung der Behörde, die somit den Schwarzen Peter an die Baufirma Kammerdiener Krieg Bau aus Fulda schiebt. Mitgeschäftsführer Michael Krieg war auf telefonische Nachfrage zu keiner Stellungnahme bereit und verwies auf vertragliche Verpflichtungen. Sieht so das Demokratieverständnis des verantwortlichen grünen Ministers Tarek Al-Wazir aus?
Lediglich die Aussage, dass die erforderlichen Leitplanken beauftragt seien, ließ sich Krieg entlocken. „Aus Gründen der Verkehrssicherheit kann ohne Schutzplanken die Brücke über die Rodau nicht freigegeben werden“, ist in der Pressemitteilung von HessenMobil zu lesen. Bei über zwei Meter Höhenunterschied zum Bachlauf eine nachvollziehbare Argumentation. Wird da bereits ein Grund für die nächste Verschiebung angedeutet? Die neue Brücke wurde, so Hessen Mobil, höher gebaut, um den Durchflussquerschnitt zu vergrößern und den Hochwasserschutz zu verbessern, denn damit könne künftig mehr Wasser unter der Brücke hindurchfließen.
Das wirft jedoch die Frage auf: Wer oder was soll geschützt werden? Tatsächlich nahmen in regenreichen Zeiten die Wiesen rechts und links der Landesstraße das Wasser der Rodau in großen Mengen auf. Die eigentliche Hochwasserproblematik entstand im Ortskern Lämmerspiels vor allem im Bereich des Offenbacher Wegs. Durch die Verbreiterung des Querschnitts kann zukünftig noch mehr Wasser, das bisher auf den Wiesen östlich der L 3064 zurückgehalten wurde, in Richtung Lämmerspiel fließen, wodurch die Hochwasserproblematik eher verschärft wird.
„Wie sollen Radfahrer und Fußgänger zukünftig zwischen den Stadtteilen pendeln?“, fragt Laura Schulz darüber hinaus. Sie verweist darauf, dass der Antrag der Koalition aus CDU und Bürger für Obertshausen auf einen Radweg wurde von HessenMobill abgelehnt worden war. Auf beiden Seiten ist das Brückenbauwerk schon von nicht genehmigter Graffiti verunziert, aber die Freigabe für den Verkehr scheint noch in weiter Ferne.
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